Gottes Neue Bibel

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 Di, 12. Nov 2013 um 11:54 MEZ von Josef

Re: Warum lässt Gott das Leid zu?

Zitat:

Jesus – unser Heiland
Bibelstelle: Markus 1,32

Autor: Lüdke, Frank

Als einmal ein Schüler des berühmten Schweizer Theologen Karl Barth schwer an Tuberkulose erkrankte, da wollte er es nicht richtig einsehen und annehmen, dass er jetzt nicht mehr gesund sei. Er umgab sich vielmehr mit einem Berg von Büchern und arbeitete mit ihnen eifrig weiter, fast wie an gesunden Tagen, was natürlich seine Krankheit auch nicht besser machte. Als Karl Barth das hörte, schrieb er dem Studenten eine Postkarte. Darin stand kein Lob für den unverdrossenen Lerneifer, sondern nur der Satz: „Ihr Beruf ist jetzt: Patient zu sein!“
Der Student berichtete später, dass ihm dieser Satz zur eigenen Gesundung sehr geholfen habe, und außerdem konnte er ihn später oft als Pfarrer ungeduldigen Kranken weitersagen: „Ihr Beruf ist jetzt: Patient zu sein!“ (aus Heinz Schäfer: In Bildern reden, S. 230)
Von Patienten mit vielen Schmerzen und Sorgen berichtet auch der Predigttext des heutigen Sonntags aus dem Markusevangelium in Kapitel 1. Jesus befindet sich in Kapernaum, und er hatte gerade am Sabbat im Synagogengottesdienst einen Besessenen von einem bösen Geist befreit und anschließend die Schwiegermutter des Petrus von einem Fieber geheilt. Und dann heißt es ab Vers 32:
„32 Am Abend aber, als die Sonne untergegangen war, brachten sie zu ihm alle Kranken und Besessenen.
33 Und die ganze Stadt war versammelt vor der Tür.
34 Und er half vielen Kranken, die mit mancherlei Gebrechen beladen waren, und trieb viele böse Geister aus und ließ die Geister nicht reden; denn sie kannten ihn.
35 Und am Morgen, noch vor Tage, stand er auf und ging hinaus. Und er ging an eine einsame Stätte und betete dort.
36 Simon aber und die bei ihm waren, eilten ihm nach.
37 Und als sie ihn fanden, sprachen sie zu ihm: Jedermann sucht dich.
38 Und er sprach zu ihnen: Lasst uns anderswohin gehen, in die nächsten Städte, dass ich auch dort predige; denn dazu bin ich gekommen.
39 Und er kam und predigte in ihren Synagogen in ganz Galiläa und trieb die bösen Geister aus.“
Wir nennen Jesus ja manchmal den „Heiland“. Dieses alte Wort kommt von dem Wort „heilen“. Jesus ist also der, der alles wieder heil macht, er ist der Heiler, und ich entdecke in diesem biblischen Bericht, dass Jesus von drei verschiedenen Dingen heilt.
Die möchte ich heute Morgen mal etwas näher beleuchten:
1. Jesus heilt unsere Krankheit
Es heißt hier zunächst in Vers 34: „Er half vielen Kranken, die mit mancherlei Gebrechen beladen waren.“
Das ist das erste, was uns heute Morgen trösten kann: Jesus ist es nicht egal, wenn Menschen krank sind. Ihm ist es nicht egal, dass du krank bist. Komm zu Jesus mit deiner Krankheit! Zeig sie ihm! Halte ihm das hin, was dir Schmerzen und Sorgen macht! Gib es an ihn ab.
Die Bibel macht uns Mut, dass wir unsere Krankheit vor Gott tragen, bzw. besser gesagt, dass wir uns als Kranke zu Jesus tragen lassen. Denn wenn man genau hinschaut, heißt es in Markus 1,32: „Sie brachten zu ihm alle Kranken“.
Das war schon der erste Schritt zur Heilung, dass die Kranken sich von anderen tragen ließen. Krankheit ist etwas, das am besten in Gemeinschaft vor Jesus gebracht wird. Wie das heute praktisch aussehen kann, wo Jesus nicht mehr leibhaftig unter uns ist, das haben wir vorhin in der Schriftlesung aus dem Jakobusbrief gehört: dass die Ältesten der Gemeinde einen zu Jesus tragen, indem sie für einen beten. Das muss man erst mal akzeptieren und sich auch vor der Gemeinde eingestehen, dass man tatsächlich krank ist, dass man wirklich nicht mehr kann, ja dass nun der Beruf heißt: „Patient zu sein“.
Nur wer sich eingesteht, dass er krank ist, der lässt auch für sich beten und sich sozusagen von den anderen vor Jesus tragen. Und dieses Gebet, sagt der Jakobusbrief, wird dem Kranken helfen. Es wird nicht vergeblich sein. Es wird vielleicht nicht immer so helfen, wie man es sich vorgestellt hat, aber es wird in irgendeiner Weise helfen.
Jemand hat das mal so formuliert: Wenn ich krank bin oder ein großes Problem habe, dann ist das so, wie wenn ich mit einem Boot einen Fluss hinab fahre und plötzlich ist da ein großer Felsbrocken mitten im Fluss, auf den ich auflaufe und nicht mehr weiterkomme! Ich hänge fest und habe keine Perspektive mehr. Ich komme an diesem Felsen nicht vorbei, mein Boot hängt fest und ich brauche ein Wunder, wenn es weitergehen soll. Also fange ich vielleicht an zu beten: „Herr, bitte tu ein Wunder und lass diesen riesen Felsen verschwinden!“ Gott kann das, er kann ganze Berge versetzen! Und manchmal macht er es auch und lässt den Tumor über Nacht verschwinden und die Blutwerte wieder normal werden. Jesus kann Felsen wegnehmen und Krankheiten heilen, aber er macht es nicht immer. In Kapernaum wurde nicht jeder geheilt. Am nächsten Morgen warteten immer noch viele auf Heilung, aber Jesus macht sich auf den Weg in die nächsten Dörfer.
Und so wird auch nicht jeder geheilt, über dem die Ältesten der Gemeinde beten, aber jeder, der sich für die Kraft Gottes öffnet, der bekommt sie auf irgendeine Art und Weise zu spüren.
Nicht jeder Felsen, auf den unser Boot aufläuft, wird einfach weggenommen, aber irgendetwas wird sich verändern. Vielleicht bekomme ich einfach die Geduld, mit dieser Blockade zu leben: einfach Patient zu sein, und das Gute was darin liegt zu entdecken.
Vielleicht lässt Gott auch den Wasserstand steigen, und auf einmal kommt mein Boot los und fährt über den Stein hinweg. Ich komme also weiter, obwohl der Stein in meinem Leben geblieben ist, obwohl ich krank geblieben bin, kann ich in der Kraft des Heiligen Geistes im Frieden weiterleben.
So erging es Paulus, der in 2. Korinther 12 berichtet, wie er dreimal dafür gebetet hat, dass eine schlimme Krankheit von ihm genommen wird. Gott erhörte das Gebet, aber anders, und er zeigte Paulus, wie er ihn gerade so, mit dieser Krankheit, besonders gebrauchen kann.
Jesus ist der Heiland, und er wird sich mit seiner heilenden Kraft um die Krankheiten kümmern, die uns blockieren und uns das Leben schwer machen. Wir können und sollen ihm alles hinlegen. Was er dann aber genau damit macht, das sollten wir ihm überlassen.
Aber Jesus ist nicht nur der Heiland für unsere Krankheiten, er heilt auch unsere Bosheit:
2. Jesus heilt unsere Bosheit
Nicht nur die Kranken werden zu Jesus gebracht, sondern auch die Besessenen.
Was ist der Unterschied zwischen diesen beiden Gruppen?
Ich möchte das mal so deuten:
Die Kranken sind die Menschen, die darunter leiden, dass wir nicht mehr im Paradies sind, dass die Schöpfung gefallen ist und das Böse Macht hat, Menschen anzugreifen und zu verletzen. Krankheit ist keine Erfindung Gottes. Wer krank ist, der ist davon getroffen, dass das Böse sich seit dem Sündenfall in Gottes Schöpfung ausbreiten kann.
Wer aber besessen ist, der trägt das Böse in sich! Man könnte also sagen: Es geht hier in diesem Text um Opfer und Täter. Und Jesus kümmert sich nicht nur um die Opfer dieser gefallenen Welt, sondern er geht auch zu denen, die das Böse regelrecht in sich tragen. Und er hat einen ganz scharfen Blick für sie. Er kann nämlich zwischen dem Menschen und dem Bösen in ihm klar unterscheiden.
Wenn wir einen Menschen sehen, der vom Bösen besessen ist, dann sehen wir ihn als Einheit, als eine Bestie! Ich denke an Anders Breivik, den Norweger, der in diesem Sommer 77 Menschen getötet hat. Wir sind fassungslos vor solch einem Menschen und können ihn eigentlich nur als eine Art Monster sehen. Jesus aber gelingt es, den Menschen und den Dämon in ihm zu unterscheiden.
Er sieht den zutiefst bösen Menschen und ihm gelingt es, mit dem Bösen ganz hart umzugehen und es auszutreiben, und gleichzeitig den Menschen zu lieben. Ja, man müsste eigentlich sagen: Gerade weil er den Menschen liebt, geht er mit dem Bösen in ihm kompromisslos hart um. Er lässt die bösen Geister nicht reden. Er will nichts von ihnen hören. Er weist sie in die Schranken und befreit die Menschen, die er liebt, von der bösen Macht, die sie im Griff hält.
Ich denke, das hat auch uns persönlich etwas zu sagen. Wir hier heute Morgen sind vielleicht nicht besessen und tragen keinen Dämon in uns, aber jeder von uns hat doch Inseln des Bösen in sich, Seelengebiete, die nicht von Jesus beherrscht sind, sondern wo Dinge sich ausbreiten, die nicht im Sinne Gottes sind: der Neid und die Eifersucht, die Habgier, die Lieblosigkeit usw. Jeder weiß es ja selbst am besten, was da alles an Boshaftem in einem schlummert. Jesus kann und möchte sich auch darum kümmern. Es geht ihm nicht nur um körperliche Heilung, sondern auch um die innere Heilung unserer Seele.
Eine Möglichkeit, Jesus da ranzulassen, haben wir zum Beispiel nachher im Abendmahl. Beim Abendmahl tut man genau das, dass man die Dinge, von denen man besessen ist, also das, was man immer wieder tut, ohne es letztlich zu wollen, die eigene Sünde, zu Jesus bringt. Man öffnet sein Herz auch mit allen dunklen Seiten, für Jesus, damit er es berührt und auch Veränderung schenkt. Jesus heilt unsere Krankheit und auch unsere Bosheit. Und er ist drittens auch der Heiland für unsere falschen Prioritäten:
3. Jesus heilt unsere falschen Prioritäten
In Kapernaum gab es viel zu tun. Am Abend hatte Jesus viele Kranke und Besessene geheilt, bis spät in die Nacht, so dass das Ganze irgendwann abgebrochen wurde und jeder erstmal ins Bett ging.
Am nächsten Morgen wachen die Jünger auf und denken, es geht jetzt einfach weiter so mit Heilungen und Dämonenaustreibungen, aber Jesus – ist weg. Er ist einfach nicht da, obwohl doch draußen sich schon wieder viele Kranke und Besessene versammelt haben, die geheilt werden wollen. Jesus kann doch jetzt nicht weggehen! Da sind doch noch so viele, die Hilfe brauchen! Wo ist er denn? Was kann den wichtiger sein, als Menschen zu heilen, wenn man die Macht dazu besitzt?
Jesus kennt tatsächlich etwas, das noch wichtiger ist, als das Leid der Menschen zu lindern. Es ist die Gemeinschaft mit dem Vater im Himmel. Das ist ihm das Allerwichtigste. Dafür war er schon aufgestanden als es noch stockdunkel war und hatte sich klammheimlich aus dem Haus geschlichen. Es war noch gar nicht die offizielle jüdische Morgen-Gebetszeit. Aber Jesus ging es nicht um die Einhaltung von Gebetstraditionen, sondern um die lebendige Beziehung zu Gott, seinem Vater. Mit Gott zu reden war ihm wichtiger als Schlaf. Er flüchtet regelrecht vor den Menschen an einen einsamen Ort, wo er Ruhe zum Beten hat. Er lässt sich nicht von der Begeisterung und Hilfssehnsucht der Menschen einfangen. Er weiß: Die Stille mit Gott ist die entscheidende Kraftquelle – gerade wenn man in der Kraft Gottes wirken will!
Von Martin Luther, an den wir ja in besonderer Weise am Reformationstag denken, ist der Satz überliefert: „Ich habe heute viel zu tun, also muss ich viel beten!“
Ich finde den Spruch beeindruckend, aber ich muss ehrlich sagen, ich kann ihn nur sehr schwer leben. Irgendwie fehlen mir ein paar Stunden, um gleichzeitig viel zu beten, wenn man sehr viel zu tun hat.
Jesus hat das geschafft. Er hat sich die Zeit zum Beten einfach genommen, und wenn es sein musste, dann morgens um Vier. Und beim Beten hat sich dann manches geklärt für ihn, z.B. dass es für ihn an diesem Tag nämlich gar nicht weiter dran war viel zu tun. Im Gespräch mit Gott wird Jesus klar, dass er ohne schlechtes Gewissen die restlichen Kranken von Kapernaum einfach zurücklassen kann. Gott wird sich schon auf seine Weise um sie kümmern. Er hat ihm gezeigt, was wirklich für den nächsten Tag dran ist, nämlich weiterzuziehen und den Anbruch des Reiches Gottes im nächsten Dorf zu verkündigen.
Die Jünger kapieren das alles nicht. Sie sind aufgeregt. So viele Menschen die Hilfe wollen… Wo steckt denn Jesus nur, das darf doch nicht wahr sein… Sie schwärmen aus. Irgendeiner muss doch Jesus zurückholen! Und tatsächlich spüren sie sein Versteck auf. „Mensch, Jesus, da bist du ja! Alle Leute suchen dich! Du musst sofort nach Kapernaum zurückkommen und die Leute weiter heilen!“
Die Jünger sind im Aktivismus gefangen. Heißt nicht Jesus nachzufolgen: Den Menschen zu dienen, und wenn es sein muss bis zur Erschöpfung!? Muss nicht das Leid der Menschen unsere Tagesordnung bestimmen? Nein, sagt Jesus! GOTT muss unsere Tagesordnung bestimmen!
Die Jünger verstehen Jesus nicht. Sie haben nur ihre irdische Weltsicht. Wir können doch nicht die Menschen, die krank sind, einfach so in ihrer Krankheit sitzen lassen!
Doch, sagt Jesus, das können wir. Vielleicht lernen sie, Patient zu sein. Vielleicht bekommen sie Geduld und finden Frieden, trotz und mit ihrer Krankheit. Für uns ist heute etwas anderes dran.
Versteht ihr, es geht um den Willen Gottes! Und der ist heute ein anderer als gestern! Was gestern dran war, muss heute nicht unbedingt dran sein. Es geht nicht darum, möglichst viel für Gott zu arbeiten, sondern es geht darum, den Willen Gottes für heute zu tun.
Es geht immer wieder neu um das Hören, was HEUTE dran ist! Und dazu brauchen wir die Stille, um in der lebendigen Beziehung zu Gott zur Ruhe zu kommen und sich die Prioritäten klären zu lassen.
Jesus ist sich in der Stille wieder seiner eigentlichen Sendung bewusst geworden: Verkündigung!
Gott hat ihm die Priorität neu geklärt, so dass er einen weiten Blick behält und sich nicht vom Leid der Welt gefangen nehmen lässt.
Er bleibt souverän und sagt in Vers 38: „Lasst uns woanders hingehen, in die umliegenden Dörfer, damit ich auch dort verkündige. Denn dazu bin ich gekommen.“
Er wusste wieder, wozu er da war, was seine Priorität war, sein eigentlicher Auftrag. In der Stille war es ihm wieder klar geworden.
Jesus ist der Heiland. Er heilt die Krankheit unseres Leibes, er kümmert sich um die Bosheit, die noch in unserer Seele sitzt, und drittens heilt er auch unseren verworrenen Geist, der so oft viel zu kurz denkt und die Prioritäten durcheinander bringt.
Amen
 Mi, 13. Nov 2013 um 21:55 MEZ von Josef

Re: Warum lässt Gott das Leid zu?

Die sog. Theodizee-Frage:
„Warum läßt euer Gott, der die Menschen angeblich so liebt,
so viel Leid auf der Welt zu?“
Wichtige VorbemerkungAntwort in 4 TeilenUnser freier Wille
Solche Fragen von Atheisten und Agnostikern müssen religiöse Menschen immer wieder hören, wenn „Unschuldige“ durch Kriege oder Naturkatastophen wie Erdbeben, Überschwemmungen und Wirbelstürme ums Leben kommen oder verstümmelt werden. Oder, bei der Berichterstattung über mißbrauchte Kinder titeln die Zeitungen gerne: „Warum läßt Gott das zu?“ „Gott, wo bleibst du?“
Wichtige Vorbemerkung
Zuständig für die Beantwortung dieser sog. Theodizee-Frage (= Rechtfertigung Gottes angesichts der Leiden in der Welt), wären eigentlich die christlichen Amtskirchen. Denn sie sprechen beim Menschen von einem Wesen, dem Gott bei der Geburt eine neugeschaffene Seele einhauchte und behaupten, der Gläubige erfahre durch die Taufe zusätzliche eine Reinigung von religiöser Schuld (Sünde, Erbsünde). Doch wie paßt das mit dem vielen Leid scheinbar Unschuldiger zusammen? Die Kirchen sind auf diese Frage bis heute eine Antwort schuldig geblieben. In die Enge getrieben geben viele Theologen diesem Druck nach und sprechen Gott manche Eigenschaften ab, wie etwa All-Liebe, Barmherzigkeit oder Gerechtigkeit. Dann wird mitunter eingeräumt, Gott habe auch eine „dunkle Seite“, nur damit das Thema endlich vom Tisch kommt. Mitunter wird auch auf das alte Testament der Bibel verwiesen, wo an verschiedenen Stellen von einem zürnenden, strafenden oder rächenden Gott die Rede ist. Andere Kirchenvertreter wiederum räumen ein, daß die Theodizee-Frage unlösbar sei und nicht beantwortet werden könne.

Eigentlich schreit es zum Himmel, wenn wir Christen bei einer so wichtigen Frage von der eigenen Kirche derart im Stich gelassen werden! Dies liegt aber nur daran, daß die Amtskirchen behaupten, daß die Offenbarungen über Propheten und medial veranlagte Menschen mit dem Erscheinen Jesu Christi zu Ende gegangen seien. Alle sog. Neuoffenbarungen jüngerer und jüngster Zeit sei Teufelswerk, wobei sie sich auf das 5. Buch Moses 18,11 beziehen, wo es heißt „Ihr sollt die Toten nicht befragen!“ Gemeint sind die Angehörigen von Luzifers (Satans) Reich. Ignoriert werden indes die Abschiedsreden Jesu (siehe Joh. 14,15-18; 14,26; 15,25 und 16,12-14) bei denen er uns Menschen ausdrücklich Beistand aus der Geisterwelt Gottes angekündigt und versprochen hat. Ignoriert wird auch der „Heilsplan Gottes“, der von Origenes (185-251 n.Chr.), dem größten Theologen des christlichen Altertums in seiner „Apokatastasis“ (= All-Erlösung) auf mediale Weise verkündet wurde. Stattdessen wurde seine Lehre von der Präexistenz der menschlichen Seele im Konzil von Konstantinopel (553 n.Chr.) von der Kirche verflucht und verdammt.
Warum aber läßt Gott hier auf Erden menschliches Leid zu, und warum greift er in seiner Allmacht nicht ein?

Antwort in 4 Teilen:
Antwort darauf finden wir in den vielen, auf medialem Weg erfolgten Neuoffenbarungen als Ergänzung zum Neuen Testament der Bibel. Zuvor müssen wir uns aber über die folgenden 3 wichtigen Punkte zum Verständnis der Antwort im Klaren sein:
Wir Menschen gehören mit unserer seelischen Vergangenheit seit dem Putschversuch gegen die himmlische Ordnung vor 14 Milliarden Jahren (siehe Geisterfall, Engelssturz) dem Reich Satans (Luzifers) an. Wir haben uns seinerzeit auf die Seite des Aufrührers Luzifers geschlagen, der versucht hatte, Christus als den von Gott gesalbten König der Himmel, zu stürzen. Gott verbannte daraufhin die Putschisten (laut Offenbarung des Johannes war es 1/3 der damaligen Himmelsgeister) in die Hölle (Totenreich).
Mit dieser Verbannung aus dem Himmel ging eine Materialisierung eines Teils der geistigen Welt einher, welche unsere Wissenschaftler als „Urknall“ bezeichnen.
Seit dieser für unseren Verstand unfaßbar langen Zeit haben unsere Seelen im Rahmen von Gottes und Christi „Heils- und Rückführungsplan“ die Möglichkeit, sich über das Mineral-, Pflanzen- und Tierreich reinkarnierend wieder emporzuentwickeln. Im Menschen ist die letzte dieser Entwicklungsstufen erreicht.
Aus den Punkten 1 bis 3 folgt:
Als einstige Abtrünnige, Mitläufer Satans, Angehörige seines Reiches und als aus dem Himmel verbannte Wesen haben wir bei Gott auf Nichts einen Anspruch!
Wieso sollten wir wegen Ungehorsams und Mißachtung göttlicher Gesetze auch noch belohnt werden? Hat Gott uns über seinen Rückführungsplan nicht schon gnädigerweise die Möglichkeit der Heimkehr eröffnet? Der Rückweg zu unserer ehemaligen geistigen Heimat im Himmel ist aber beschwerlich (1. Mos. 3,17-20). Es ist eine Bewährungsreise auf dem es Satan nach wie vor erlaubt ist, uns zu versuchen, von Gott abzulenken und uns in die Irre zu führen. Für Handlungen, die wir mit unserem freien Willen begehen bzw. einst begangen haben, ist daher nicht Gott, sondern sind nur wir allein verantwortlich! Der Gnostiker Wolfgang Eisenbeiss formuliert es in seinem Buch „Geistlehre aus dem Jenseits“ sehr treffend, wenn er schreibt: „Unser Leben hier ist wie ein Gang durch ein Minenfeld, dessen Existenz wir zu verantworten haben und nicht – wie so oft geschehend – Gott anlasten dürfen.“ (S. 137). Unser geistiger Bewährungsweg ähnelt – in einem irdischen Vergleich – dem langen und beschwerlichen Heimweg eines deutschen Kriegsgefangenen aus russischer Gefangenschaft im fernen Sibirien. Dieser entbehrungsreiche und über die gesamten Strecke gefahrvolle Marsch ist ist in dem Nachkriegsbuch „Soweit die Füße tragen“ beschrieben.
Wir Menschen haben diesen langen Prüfungsweg am „Bewährungsort Erde“ nach wie vor zu gehen, trotz der Erlösungstag Christi. Denn dieser hat uns nur von der Erbsünde erlöst, nicht aber von den Sünden, die wir auf Erden begehen!
Diese wichtige Feststellung wird durch den abschließenden Punkt 4 ergänzt.

4. Vor 2000 Jahren kam Christus, der Sohn Gottes als jüdischer Messias und Jesus von Nazareth auf unsere Erde, lehrte die Heils- und Versöhnungsbotschaft, wurde von den Menschen abgelehnt und erlitt für uns den Opfertod. Durch Machtbeschneidung Luzifers am Karsamstag („Hinabgestiegen zur Hölle“) schlug uns Christus (als Pontifex maximus) eine Brücke zu unsere einstigen geistigen Heimat im Himmel. Er verzieh bei diesem “Jüngsten” oder “Letzten Gericht” uns allen die sog. Erbsünde (resultierend aus dem seinerzeitigen Umsturzversuch im Himmel). Seither müssen die Seelen der Menschen nach ihrem leiblichen Tod nicht mehr in das Reich Satans (Hölle) zurückkehren, sondern kommen in einen Vorhimmel (Paradies). Somit sind wir zwar dem Reich der (geistig) Toten (= Hölle) entrissen, müssen uns aber den eigentlichen Himmel als unsere ehemals geistige Heimat nach wie vor “verdienen”.
Unser freier Wille
Das Wichtigste bei der Theodizee-Frage ist der oben schon erwähnte freie Wille. Gott hat jedem seiner geistigen Kinder von Anbeginn einen freien Willen gegeben. Sonst wäre wir ja alle seelenlose Maschinen. Man stelle sich vor, Gott würde immer eingreifen, wenn Menschen versagen oder mutwillig Böses erstreben; dann würden wir Menschen noch viel fahrlässiger handeln. Wir würden beispielsweise mit 250 durch eine Stadt fahren, denn Gott müßte ja alle Gefährdeten retten. Ferner ist zu überlegen, warum Gott nur eingreifen soll, wenn etwas zu unserem Schaden passiert. Er müßte auch dann eingreifen, wenn jemand etwas Böses vollbringt, gleichsam ihn sofort bestrafen; denn alles Böse hat Auswirkungen auf die Gemeinschaft, auf den Kosmos, auf das Heil der ganzen Welt.

Als Weiteres ist zu bedenken, daß im Geistigen nicht mit nur monokausaler Denkart fungiert wird. In der jenseitigen, feinstofflichen Welt herrschen anderer Gesetze als die der menschlichen Logik im Diesseits. Das heißt, man kann keine Gleichung aufmachen: Gott ist gut – also muß er helfen. Hilft er nicht – so kann er nicht helfen, so ist er nicht gut bzw, gibt es ihn nicht.

Und wenn wir uns bewußt machen, daß jede böse Tat, jeder böse Gedanke auf das Ganze wirkt, so sind wir in die Pflicht genommen, möglichst wenig zu sündigen. Selbst die Naturwissenschaft lehrt, daß keine Energie verloren geht, sondern sich nur in eine andere Form wandelt. Warum sollte das nicht auch für das Gute und Böse gelten? Mit anderen Worten: Böses löst sich nicht einfach in Luft auf!

Grundsätzlich ist zu bedenken, daß wir in einer gefallenen Welt leben; die Welt ist nicht so, wie sie von Gott ursprünglich konzipiert war: der Sündenfall hatte Folgen. Er ist die größte Tragödie seit bestehen der Geisterwelt. Die Ursünde war die des Hochmutes; sie wurde durch die Demut Christi getilgt. Wenn wir Christus nachfolgen wollen, dann ziemt es uns, demütig zu sein, zu erkennen, daß wir die Gedanken Gottes nicht erforschen können, außer Gott offenbart sie uns in oben erwähnter Weise.