Gottes Neue Bibel

Das Evangelium nach Lukas

Allioli - Arndt Bibel von 1914

- Kapitel 9 -

Die Aussendung der Zwölf

(Matthäus 10,5-15; Markus 6,7-13)
1
Er rief aber die zwölf Apostel zusammen, und gab ihnen Macht und Gewalt über alle bösen Geister, und Krankheiten zu heilen.
2
Und er sandte sie aus, das Reich Gottes zu predigen, und die Kranken zu heilen.
3
Und er sprach zu ihnen: Nehmet nichts mit auf den Weg, weder Stab, noch Tasche, noch Brot, noch Geld, auch sollt ihr nicht zwei Röcke haben.
4
Und wo ihr immer in ein Haus eingetreten seid, daselbst bleibet, und gehet von da nicht hinweg.
5
Und wenn man euch nicht aufnimmt, so gehet fort aus jener Stadt, und schüttelt sogar den Staub von euren Füßen, zum Zeugnisse über sie.
6
Da gingen sie aus, und zogen umher durch die Flecken, und predigten die frohe Botschaft, und heilten allenthalben.

Herodes will Jesus sehen

(Matthäus 14,1-12; Markus 6,14-29)
7
Es hörte aber Herodes, der Vierfürst, alles, was von ihm geschah, und er geriet in Unruhe, weil einige sagten:
8
Johannes ist von den Toten auferstanden; und andere: Elias ist erschienen; und wieder andere: Einer von den alten Propheten ist auferstanden.
9
Und Herodes sprach: Den Johannes habe ich enthaupten lassen; wer ist aber dieser, von dem ich solche Dinge höre? Und er suchte, ihn zu sehen.

Die Speisung der Fünftausend

(Matthäus 14,13-21; Markus 6,30-44; Johannes 6,1-15)
10
Und die Apostel kehrten zurück, und erzählten ihm alles, was sie getan hatten. Und er nahm sie zu sich, und ging mit ihnen abseits an einen einsamen Ort, der bei Bethsaida ist.
11
Als die Scharen das erfuhren, folgten sie ihm; und er nahm sie auf, redete zu ihnen vom Reiche Gottes, und machte die, welche der Heilung bedürftig waren, gesund.
12
Der Tag aber fing an, sich zu neigen. Da traten die Zwölf hinzu, und sprachen zu ihm: Entlasse das Volk, damit es in die umliegenden Flecken und Dörfer hingehe, und Herberge und Speise finde; denn hier sind wir an einem öden Orte.
13
Er aber sprach zu ihnen: Gebet ihr ihnen zu essen! Sie sprachen: Wir haben nichts als fünf Brote und zwei Fische; es wäre denn, dass wir gehen, und für dies ganze Volk Speise kaufen sollen.
14
Es waren nämlich bei fünftausend Männer. Da sprach er zu seinen Jüngern: Lasset sie nach Abteilungen sich lagern, je fünfzig zusammen.
15
Und sie taten so, und ließen alle sich lagern.
16
Da nahm er die fünf Brote und die zwei Fische, blickte zum Himmel auf, segnete sie, brach sie, und gab sie seinen Jüngern, dass sie dem Volk vorlegten.
17
Und sie aßen alle, und wurden satt; und man hob auf, was ihnen übrig blieb, zwölf Körbe voll Stücklein.

Petrus bekennt Jesus als den Christus

(Matthäus 16,13-20; Markus 8,27-30; Johannes 6,67-71)
18
Und es geschah, dass er allein war, und betete, waren auch seine Jünger bei ihm; und er fragte sie, und sprach: Wer sagen die Leute, dass ich sei?
19
Sie aber antworteten, und sprachen: Einige Johannes, der Täufer; andere Elias; und wieder andere: Einer der alten Propheten ist auferstanden.
20
Da sprach er zu ihnen: Ihr aber, wer sagt ihr, dass ich sei? Da antwortete Simon Petrus, und sprach: Der Gesalbte Gottes.

Jesus sagt seinen Tod und seine Auferstehung voraus

(Matthäus 16,21-23; Markus 8,31-33)
21
Er aber mahnte sie streng, und gebot ihnen, dies niemanden zu sagen;
22
denn, sprach er, der Menschensohn muss vieles leiden, von den Ältesten, Hohenpriestern und Schriftgelehrten verworfen und getötet werden, und am dritten Tage auferstehen.

Nehmt das Kreuz auf euch und folgt ihm nach

(Matthäus 16,24-28; Markus 8,34-38)
23
Zu allen aber sagte er. Will mir jemand nachfolgen, so verleugne er sich selbst, nehme täglich sein Kreuz auf sich, und folge mir.
24
Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; aber wer sein Leben um meinetwillen verliert, wird es retten.
25
Denn was nützt es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, sich selbst aber verliert und an sich Schaden leidet?
26
Denn wer sich meiner und meiner Worte schämt, dessen wird der Menschensohn sich schämen, wenn er kommen wird in seiner und des Vaters und der heiligen Engel Herrlichkeit.
27
Wahrlich, ich sage euch, es sind einige von denen, die hier stehen, welche den Tod nicht kosten werden, bis sie das Reich Gottes sehen!

Jesus verklärt auf dem Berg

(Matthäus 17,1-13; Markus 9,1-13; 2. Petrus 1,16-21)
28
Es geschah aber ungefähr acht Tage nach diesen Reden, da nahm er Petrus, Jakobus und Johannes zu sich, und stieg auf den Berg, um zu beten.
29
Und während er betete, ward das Aussehen seines Angesichtes ein anderes, und sein Gewand weiß und strahlend.
30
Und siehe, zwei Männer redeten mit ihm, Moses nämlich und Elias,
31
welche in Herrlichkeit erschienen; und sie sprachen von seinem Ausgange, den er zu Jerusalem vollenden sollte.
32
Petrus aber, und die bei ihm waren, wurden vom Schlafe beschwert; und da sie aufwachten, sahen sie seine Herrlichkeit, und die zwei Männer, die bei ihm standen.
33
Und es geschah, als sie von ihm schieden, sprach Petrus zu Jesus: Meister! Hier ist gut sein für uns; lass uns drei Hütten bauen, eine Dir, eine Moses, und eine Elias; und er wusste nicht, was er sagte.
34
Indem er dies aber sagte, kam eine Wolke, und überschattete sie; und sie fürchteten sich, als jene in die Wolke hineingingen.
35
Und eine Stimme erscholl aus der Wolke, die sprach: Dieser ist mein geliebter Sohn, ihn höret!
36
Und als die Stimme erscholl, befand sich Jesus allein. Und sie schwiegen, und sagten in jenen Tagen niemanden etwas von dem, was sie gesehen hatten.

Ein Junge wird geheilt

(Matthäus 17,14-18; Markus 9,14-29)
37
Es geschah aber am folgenden Tage, als sie von dem Berge herabstiegen, kam ihnen viel Volk entgegen.
38
Und siehe, ein Mann aus dem Volke rief laut, und sprach: Meister! Ich bitte dich, siehe meinen Sohn an, denn er ist mein einziges Kind.
39
Und siehe, ein Geist ergreift ihn, sofort schreit er; er wirft und reißt ihn hin und her, dass er schäumt, und weicht auch dann kaum, wenn er ihn zerschlägt.
40
Ich habe deine Jünger gebeten, dass sie ihn austreiben möchten, aber sie konnten es nicht.
41
Da antwortete Jesus, und sprach: O du ungläubiges und verkehrtes Geschlecht! Wie lange werde ich noch bei euch sein, und euch dulden? Bringe deinen Sohn hierher!
42
Als er nun hinzutrat, warf ihn der böse Geist nieder, und schüttelte ihn.

Jesus sagt erneut seinen Tod voraus

(Matthäus 17,22-23; Markus 9,30-32)
43
Jesus aber bedrohte den unreinen Geist, heilte den Knaben, und gab ihn seinem Vater wieder.
44
Da erstaunten alle über die Größe Gottes. Als aber alle sich wunderten über alles, was er getan, sprach er zu seinen Jüngern: Nehmet diese Reden wohl zu Herzen! Der Menschensohn nämlich wird in die Hände der Menschen überliefert werden.
45
Sie aber verstanden dieses Wort nicht, und es war vor ihnen verhüllt, so dass sie es nicht begriffen; auch fürchteten sie sich, ich über diese Rede zu fragen.

Wer ist der Größte?

(Matthäus 18,1-5; Markus 9,33-41)
46
Es kam ihnen auch in den Sinn, wer der Größte von ihnen wäre.
47
Da aber Jesus die Gedanken ihres Herzens sah, nahm er ein Kind, stellte es neben sich,
48
und sprach zu ihnen: Wer immer ein solches Kind aufnimmt in meinem Namen, der nimmt mich auf; und wer immer mich aufnimmt, nimmt den auf, der mich gesandt hat. Denn wer der Kleinste unter euch allen ist, dieser ist der Größte.

Jesus verbietet Sektierertum

49
Johannes aber hob an, und sprach: Meister! Wir sahen einen, der in deinem Namen böse Geister austrieb, und wir wehrten es ihm, weil er dir nicht mit uns folgt.
50
Und Jesus sprach zu ihm: Wehret es nicht! Denn wer nicht wider euch ist, der ist für euch.

Ein samaritanisches Dorf lehnt den Erlöser ab

51
Es geschah aber, indes die Tage seiner Aufnahme der Erfüllung nahten, wandte er sein Angesicht, um sich nach Jerusalem zu begeben.
52
Und er schickte Boten vor sich her. Und sie gingen hin, und kamen in eine Stadt der Samariter, um für seine Aufnahme alles vorzubereiten.
53
Sie aber nahmen ihn nicht auf, weil sein Angesicht zum Gange nach Jerusalem gerichtet war.
54
Als dieses seine Jünger, Johannes und Jakobus, sahen, sprachen sie: Herr! Willst du, so sagen wir, dass Feuer vom Himmel falle, und sie verzehre?
55
Er aber wandte sich um, verwies es ihnen, und sprach: Ihr wisset nicht, wessen Geistes ihr seid!
56
Der Menschensohn ist nicht gekommen, Seelen zu verderben, sondern selig zu machen. Und sie gingen in einen anderen Flecken.

Der Preis der Jüngerschaft

(Matthäus 8,18-22; Lukas 14,25-33; Johannes 6,59-66)
57
Es geschah aber, als sie auf dem Wege dahingingen, sprach einer zu ihm: Ich werde dir folgen, wohin du immer gehest.
58
Jesus sprach zu ihm: Die Füchse haben Höhlen, und die Vögel des Himmels Nester; aber der Menschensohn hat nicht, wo er sein Haupt hinlege.
59
Zu einem andern aber sprach er: Folge mir nach! Und dieser sprach: Herr! Erlaube mir, zuvor hinzugehen, und meinen Vater zu begraben.
60
Jesus aber sprach zu ihm: Lass die Toten ihre Toten begraben; du aber gehe hin, und verkünde das Reich Gottes!
61
Und ein anderer sprach: Herr! Ich werde dir nachfolgen, aber erlaube mir zuvor, von dem, was zu Hause ist, Abschied zu nehmen.
62
Jesus sprach zu ihm: Niemand, der seine Hand an den Pflug legt, und zurücksieht, ist tauglich für das Reich Gottes.