Gottes Neue Bibel

Das Evangelium nach Lukas

Allioli - Arndt Bibel von 1914

- Kapitel 11 -

Das Mustergebet

(Matthäus 6,5-15)
1
Und es geschah, da er an einem Orte betete, sprach, als er aufhörte, einer von seinen Jüngern zu ihm: Herr! lehre uns beten, wie auch Johannes seine Jünger es gelehret hat.
2
Und er sprach zu ihnen: Wenn ihr betet, so sprechet: Vater, geheiligt werde dein Name! Zukomme uns dein Reich!
3
Gib uns unser tägliches Brot heute!
4
Und vergib uns unsere Sünden, wie auch wir vergeben allen unsern Schuldigern! Und führe uns nicht in Versuchung!

Ein Freund kommt um Mitternacht

(Matthäus 7,7-12)
5
Und er sprach zu ihnen: Wenn einer von euch einen Freund hätte, und er käme zu ihm um Mitternacht, und spräche zu ihm: Freund! leihe mir drei Brote,
6
denn ein Freund von mir ist auf der Reise zu mir gekommen, und ich habe nichts ihm vorzusetzen;
7
und wenn jener von innen antwortete, und spräche: Belästige mich nicht, schon ist die Türe zugeschlossen, und meine Kinder sind bei mir in der Kammer, ich kann nicht aufstehen, und dir geben.
8
Und wenn jener doch nicht abließe anzuklopfen: so sage ich euch, wenn er auch nicht aufstünde, und ihm darum gäbe, weil er sein Freund ist, so wird er doch wegen seines Ungestümes aufstehen, und ihm geben, so viel er nötig hat.

Bitten, suchen, anklopfen

9
Auch ich sage euch: Bittet, so wird euch gegeben werden; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan werden.
10
Denn jeder, der bittet, empfängt; wer sucht, findet; und wer anklopft, dem wird aufgetan werden.
11
Und wer von euch bittet seinen Vater um Brot, und erhält von ihm einen Stein? Oder um einen Fisch, und erhält von ihm statt des Fisches eine Schlange?
12
Oder wenn er um ein Ei bittet, wird er ihm etwa einen Skorpion reichen?
13
Wenn nun ihr, obschon ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben wisset, wie viel mehr wird euer Vater vom Himmel den guten Geist denen geben, die ihn darum bitten!

Ein geteiltes Haus kann nicht bestehen

(Matthäus 12,22-30; Markus 3,20-27)
14
Und er trieb einen bösen Geist aus, der stumm war. Und als er den bösen Geist ausgetrieben hatte, redete der Stumme, und das Volk verwunderte sich.
15
Einige aber von ihnen sagten: Durch Beelzebub, den Obersten der bösen Geister, treibt er die bösen Geister aus.
16
Andere versuchten ihn, und forderten von ihm ein Zeichen vom Himmel.
17
Als er aber ihre Gedanken sah, sprach er zu ihnen: Jedes Reich, das wider sich selbst uneins ist, wird verwüstet werden, und ein Haus wird über das andere fallen.
18
Wenn nun auch der Satan wider sich selbst uneins ist, wie wird denn sein Reich bestehen? Denn ihr saget, ich treibe durch Beelzebub die bösen Geister aus.
19
Und wenn ich durch Beelzebub die bösen Geister austreibe, durch wen treiben denn eure Kinder sie aus? Darum werden sie eure Richter sein.
20
Wenn ich aber durch den Finger Gottes die bösen Geister austreibe, so ist ja doch wohl das Reich Gottes zu euch gekommen.
21
Wenn der Starke bewaffnet seinen Hof bewacht, so ist alles sicher, was er hat.
22
Wenn aber ein Stärkerer, als er, über ihn kommt, und ihn überwindet, so nimmt er ihm seine ganze Waffenrüstung, auf welche er sich verließ, und verteilt seine Beute.
23
Wer nicht mit mir ist, der ist wider mich; und wer nicht mit mir sammelt, der zerstreuet.

Ein unreiner Geist kehrt zurück

(Matthäus 12,43-45)
24
Wenn der unreine Geist von dem Menschen ausgefahren ist, wandert er durch dürre Orte, und suchet Ruhe; und weil er sie nicht findet, spricht er: Ich will in mein Haus zurückkehren, von dem ich ausgegangen bin.
25
Und wenn er kommt, findet er es mit Besen gereinigt und geschmückt.
26
Alsdann geht er hin, nimmt noch sieben andere Geister mit sich, die schlimmer sind als er, und sie ziehen ein, und wohnen daselbst. Und die letzten Dinge dieses Menschen werden ärger als die ersten.

Das Wort bewahren

27
Es geschah aber, als er dies redete, erhob ein Weib unter dem Volke ihre Stimme, und sprach zu ihm: Selig der Leib, der dich getragen hat, und die Brust, die dich genährt hat!
28
Er aber sprach: Ja, freilich selig, welche Gottes Wort hören, und es beobachten!

Suche nach einem Zeichen

(Jona 3,1-10; Matthäus 12,38-42)
29
Als aber das Volk sich versammelte, fing er an zu sagen: Dieses Geschlecht ist ein böses Geschlecht; es verlangt ein Zeichen, aber es wird ihm kein Zeichen gegeben werden, als das Zeichen Jonas, des Propheten.
30
Denn gleich wie Jonas den Niniviten ein Zeichen war, so wird es auch der Menschensohn diesem Geschlechte sein.
31
Die Königin von Mittag wird im Gerichte wider die Männer dieses Geschlechtes auftreten und sie verdammen; denn sie kam von den Enden der Erde, um die Weisheit Salomons zu hören; und siehe, hier ist mehr als Salomon!
32
Die Männer von Ninive werden im Gerichte wider dieses Geschlecht auftreten, und es verdammen; denn sie haben auf die Predigt des Jonas Buße getan; und siehe, hier ist mehr als Jonas!

Die Lampe des Leibes

(Matthäus 6,22-24)
33
Niemand zündet ein Licht an, und stellt es an einen verborgenen Ort, noch unter den Scheffel, sondern auf den Leuchter, damit die Eintretenden das Licht sehen.
34
Die Leuchte deines Leibes ist dein Auge. Wenn dein Auge unverdorben ist, so wird dein ganzer Leib Licht sein; wenn es aber schlecht ist, so wird auch dein Leib finster sein.
35
Siehe also zu, dass das Licht, welches in dir ist, nicht Finsternis sei!
36
Wenn daher dein Leib ganz erleuchtet ist, und nichts Finsteres an sich hat, so wird er ganz erleuchtet sein, und dich erhellen, wie das Leuchten des Blitzes.

Wehe den Pharisäern und Anwälten

(Matthäus 23,1-36)
37
Als er so redete, bat ihn ein Pharisäer, dass er bei ihm zu Mittag speisen möchte. Und er ging hinein, und setzte sich zu Tische.
38
Der Pharisäer aber fing an, bei sich zu denken und zu sagen: Warum doch hat er sich nicht gewaschen vor der Mahlzeit?
39
Und der Herr sprach zu ihm: Nun denn, ihr Pharisäer, das Auswendige des Bechers und der Schüssel reinigt ihr; euer Inwendiges aber ist voll Raub und Ungerechtigkeit.
40
Ihr Toren! hat nicht der, welcher das Auswendige gemacht hat, auch das Inwendige gemacht?
41
Gebet lieber von dem, was euch übrig ist, Almosen; und siehe, alles ist euch rein!
42
Aber wehe euch Pharisäern! Ihr verzehntet die Krausemünze, die Weinraute und jedes Gemüse; aber das Recht und die Liebe Gottes übertretet ihr. Dieses muss man tun, und jenes nicht unterlassen.
43
Wehe euch Pharisäern! die ihr die ersten Plätze in den Synagogen und die Begrüßungen auf dem Markte liebet.
44
Wehe euch, die ihr wie die Gräber seid, welche man nicht sieht, und über welche die Leute hingehen, ohne es zu wissen!
45
Ein Gesetzesgelehrter aber antwortete, und sprach zu ihm: Meister! wenn du dieses sagest, schmähest du auch uns.
46
Er aber sprach: Wehe auch euch, ihr Gesetzesgelehrten! Denn ihr leget den Menschen Lasten auf, die sie nicht tragen können, und ihr selbst berühret die Bürden nicht mit einem eurer Finger.
47
Wehe euch, ihr bauet die Grabmäler der Propheten; eure Väter aber haben sie getötet!
48
Wahrlich, ihr bezeuget damit, dass ihr den Taten eurer Väter beistimmet; denn diese zwar haben sie getötet, ihr aber bauet ihre Gräber!
49
Darum hat auch die Weisheit Gottes gesprochen: Ich werde Propheten und Apostel zu ihnen senden; und von diesen werden sie einige töten und verfolgen,
50
damit das Blut aller Propheten, das seit Anfang der Welt vergossen ward, von diesem Geschlechte gefordert werde,
51
vom Blute Abels bis zum Blute des Zacharias, der zwischen dem Altare und dem Tempel umgekommen ist. Ja, ich sage euch, von diesem Geschlechte wird es gefordert werden!
52
Wehe euch Gesetzesgelehrten! Weil ihr den Schlüssel der Erkenntnis weggenommen habet, ihr selbst aber seid nicht hineingegangen, und denen, die hineingehen wollten, habet ihr es gewehret.
53
Als er aber dieses zu ihnen sagte, fingen die Pharisäer und Gesetzesgelehrten an, ihm heftig zuzusetzen, um ihn mit vielen Reden zu überschreien.
54
indem sie ihm eine Falle zu legen und etwas aus seinem Munde aufzufangen suchten, um ihn anklagen zu können.