Gottes Neue Bibel

Die Erde

Die natürliche Erde

- Kapitel 6 -

Von den Schwerpunkten und den Säften der Erde

5. Januar 1847
Wenn ihr es vermöchtet, mit gleich einem starken Mikroskope vergrößernden Augen einen Baumstamm von dessen Kern bis zur Außenrinde mit einem Male zu durchblicken und so auch von der untersten Wurzelfaser bis hinauf zur äußersten Knospenspitze, so würdet ihr da neben den aufsteigenden Röhren, welche mit zahllosen Pumpen, Schlußklappen und Öffnungsventilen versehen sind, noch eine Menge kleinerer Querorgane entdecken, welche vom Kern des Baumes bis zur äußersten Rinde in den mannigfaltigsten Windungen und Krümmungen sich erstrecken und allenthalben, wo sie durch eine aufsteigende Röhre gehen, mit einer elastischen Klappenöffnung versehen sind. Alle diese Pumpen, Klappen, Ventile sind gewisserart sonderheitliche Schwerpunkte, durch welche das Lebensprinzip in den ganzen Baum verteilt wird, und alle diese Haupt- und Seitenröhren oder die euch bekannten drei Bäume sind verbunden durch die bezeichneten Querröhrchen, die sich vom Marke bis zur Rinde hinaus erstrecken. Durch diese wirkt dann das Hauptlebensprinzip des Baumes, oder gewisserart das Herz desselben, in alle Teile des eben bezeichneten Baumes.
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Wir haben schon einmal oben angedeutet, daß neben dem Hauptschwerpunkte noch eine Menge anderer, kleinerer Schwerpunkte in der Materie vorhanden sind, jedoch das ,,Wo" zur deutlichen Erklärung für die Folge vorbehalten. Eben hier aber ist der Punkt und der rechte Platz, wo sich eben dieses ,,Wo" der Nebenschwerpunkte auf eine sehr beschauliche Weise bestimmen läßt. Soviel wissen wir nun schon aus dieser Mitteilung, daß der Schwerpunkt in der organischen Materie der eigentliche, dieselbe belebende Wirkungspunkt ist; ist das aber unwidersprechlich der Fall, so ist gewisserart auf jedem Platze in der Materie eben auch ein kleiner Nebenschwer- oder Wirkungspunkt, wo eben die oben besprochenen Querorgane die aufsteigenden Organe gewisserart durchbohren und in den aufsteigenden Organen eben auf dem Durchgangspunkte eine besondere Wirkung hervorbringen, was sich jemand auch durch andere Behelfe bildlich vorstellen kann.
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Man lege z. B nur zwei Hölzer quer übereinander, so wird bei diesen Hölzern sicher auf dem Punkte, wo sie sich berühren, eine leicht wahrnehmbare Wirkung entstehen; nämlich das untere Stück des Querholzes wird im Augenblicke der Berührung des obenauf liegenden Stückes dessen Gewicht mit dem seinen vereinen. Will nun jemand den unteren Querbalken aufheben, so hat er es nicht nur mit dessen eigenem Gewichte, sondern auch mit dem Gewichte des querüber liegenden Balkens zu tun, aus welcher Erscheinung klar und deutlich hervorgeht, daß dieser neue Berührungspunkt eine offenbare Gewichtsveränderung in dem unter ihm liegenden Balken und somit einen neuen Schwerpunkt zuwege gebracht hat. Wird das obenliegende Querholz gar mit dem untenliegenden entweder mittelst Band oder Heftnagel gefestigt, so haben beide Teile ihre Schwere verändert, weil ein jeder das Gewicht des andern durch eben diesen Berührungspunkt annimmt.
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Durch dieses Beispiel habt ihr schon einen kleinen Begriff bekommen, wie gewisse Berührungspunkte der Materie auf dieselbe wirken.
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Hier war bloß von einer Gewichtsveränderung die Rede, welche allerdings auch eine bedeutende Veränderung ist, weil dadurch ein Doppelgewicht von diesen zwei Körpern in ein potenziertes verwandelt wird. Gehen wir aber zu einem andern Beispiele:
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Stellt euch eine Wasserleitung vor, bei der es sich auf einem Punkte handelt, daß zwei Wasserleitungsröhren, in denen das Wasser von einem Bassin auf zwei Punkte hingeleitet werden muß, sich durchbrechen müssen. Ein Wasserstrahl muß da gewisserart durch den andern; dadurch aber hemmt auf dem Durchschneidungspunkte ein Wasserstrahl den andern. Über diesen durchschneidenden Hemmungspunkt hinaus geht dann das Wasser wieder seinen ordentlichen Weg fort, so wie es bis zu diesem Punkte her gegangen ist.
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Was wohl wird dieser Hemmungspunkt für Erscheinungen bieten? - Es wird das Wasser beider Röhren sich erst wirbelnd vereinen, und aus diesem Wirbel wird dann das vereinte Wasser in die beiden, weiter fortgesetzten Röhren dringen, was noch dadurch ersichtlicher und begreiflicher würde, so die eine Röhre Wasser und die andere Wein leitete. Bis zu diesem Punkte würde sicher jedermann aus der einen Röhre Wein und aus der anderen Wasser bekommen; über diesen Punkt hinaus aber wird dann jede Röhre gleich einen gewässerten Wein führen.
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Sehet, aus dem Beispiele geht schon eine bedeutend merklichere Wirkung hervor, welche durch diesen Durchgangspunkt, der sonach ein Nebenschwerpunkt ist, hervorgebracht wird. Etwas Ähnliches bewirken aber eben auch in einem Baume die Querröhrchen in den Punkten, wo sie die aufsteigenden Röhrchen durchschneiden.
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Nachdem wir dieses Beispiel, das schon deutlicher als das erste ist, genau durchschaut haben, wollen wir noch zu einem dritten, ähnlichen, aber zusammengesetzteren schreiten.
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Stellet euch wieder eine Wasserleitung vor, bei der aber auf einem Punkte sich eine Anzahl von etwa zehn, oder noch darüber, Röhren strahlenförmig durchschneiden möchten. Wenn in einer jeden Röhre nur Wasser geleitet würde, so würde sich das Wasser in diesem Röhrenvereinigungspunkte durch eine starke Wirbelbewegung vermengen und so erst von da weiter in die weiteren Ableitungsröhren als gemengt fortdringen, so daß jeder am Ende einer jeden Röhre gewisserart ein zehn- oder mehrfach gemengtes Wasser bekäme.
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Um diese aber wieder deutlicher zu erkennen, lassen wir durch jede Vor- oder Einleitungsröhre eine ganz andere Flüssigkeit leiten, wie z.B. durch die eine wohl Brunnenwasser, durch die zweite einen Sauerbrunnen, durch die dritte Wein, durch die vierte Bier, durch die fünfte Milch, durch die sechste Essig, durch die siebente Spiritus, durch die achte Oel, durch die neunte Lauge und durch die zehnte gar Met. Bis zu dem vereinigten Durchgangspunkte wird ein jeder, so er die Röhre öffnen würde, die ursprüngliche Flüssigkeit erhalten; nach dem Vereinigungspunkte aber wird jede Fortleitungsröhre ganz sicher ein Gemenge von allen obgenannten zehn Flüssigkeiten haben und sicher kein lauteres Aussehen mehr besitzen.
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Sehet, solche nun beschriebene kleine Aquädukte hat unser Baum in zahlloser Menge, und je weiter gegen die Rinde hinaus, desto vielfältiger diese Leitungskanäle, und auch desto mehrstrahliger in einem Punkte; daher gewöhnlich die Rinde eines Baumes ein ähnlicher Flüssigkeitsgemenge-Auswurf ist, und man findet in der Rinde das Schwammartige des Kernes, das Faserartige des Holzes, wie noch eine Menge anderer Bestandteile untereinandergemengt, die im inneren Baume mehr abgesondert in den verschiedenartigen Röhren aufsteigen und ihren speziellen Zweck entweder in der Bildung eines oder des anderen Teiles am Baume erreichen.
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Nun, da haben wir wieder einen noch klarer vor uns stehenden Nebenschwerpunkt, durch den die frühere Beschaffenheit der Lebenssäfte eines Körpers in eine ganz andere übergeht und auch wieder ganz eigene Effekte zuwege bringt, was auch bei einem quer durchschnittenen Baume eben nicht schwer zu erschauen ist.
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Diese verschiedenen Ringe, die euch unter dem Namen ,,die Jahre" bekannt sind, und der zwischen ihnen liegende weichere und weißere Splint, wie auch vom Zentrum bis zur Rinde hinausgehende Strahlen bezeugen hinreichend die Wirkung obbeschriebener kleinen Nebenschwerpunkte, was freilich lauter Nachwirkungen sind von einer hauptbelebenden Wirkung, welche sich ungefähr dort in dem Baume befindet, wo aus allen Wurzeln und Wurzen die Kerne in den Hauptkern des Stammes einmünden, allwo denn auch der Hauptschwerpunkt oder das gewöhnliche Herz des Baumes seinen Sitz hat, dessen Verletzung dem Baume auch unrettbar den Tod bringt.
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Wie ihr aber jetzt bei dem Baume gesehen habt, daß in ihm die schon bekanntgestellten drei Bäume durch diese verschiedenen Kanäle verbunden sind, und wie da die verschiedenen Wirkungen hervorgebracht werden, eben also ist es auch bei unserem Erdkörper der Fall; nur natürlich in einem verhältnismäßig größeren und ausgedehnteren Verhältnisse, was wieder leicht zu begreifen ist, weil die Erde doch sicher ein größerer Körper ist als ein Baum.
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Wie aber bei einem Baume aus dessen Herzen zahllose Kanäle aufsteigen, und wie von dem Kerne des Baumes, der gewisserart eine Fortsetzung des Baumherzens ist, eben wieder eine Menge noch kleinerer Querröhrchen auslaufen und die aufsteigenden Kanäle, besonders gegen die Rinde hinaus, stets vielfältiger und durchkreuzter durchbrechen, eben also ist es auch bei dem Erdkörper der Fall: Je näher beim Herzen desselben die Organe liegen, desto größer sind sie; je weiter davon, desto kleiner werden sie, aber auch desto bis ins Unendliche verzweigter.
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Aus dieser möglichst klaren Darstellung aber könnt ihr nun auch begreifen und sicher recht gut einsehen, wie die schon bekanntgegebenen drei Erden in einer miteinander verbunden sind, und wie der Hauptschwerpunkt der Erde durch die zahllosen Kanäle und durch die sich häufigere Durchschneidung derselben bis zur Oberfläche herauf wirkt, und wie gestaltig die sogenannten Nebenschwerpunkte beschaffen und eingerichtet sind.
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Ich höre aber soeben, wie nach der Durchlesung dieser Zeilen jemand fragt: ,,Das ist richtig, und man kann dagegen nichts einwenden; aber woher nimmt denn das Erdherz alle die verschiedenartigen Säfte, die es ursprünglich in einzelnen größeren Kanälen fortleitet und sie erst dann bei den Durchschnittspunkten in eine zweite, gemischte Substanz verwandelt, und das - je weiter gegen die Oberfläche herauf, desto gemischter?"
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Da, Meine Lieben, muß Ich euch diese Lehre geben:
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Auch ein Baum saugt nichts als Regentropfen und den Tau der Erde durch seine Wurzelfasern ein; aber in seinem Herzen und Magen zugleich habe Ich schon Meine wohlkonditionierten Chemiker hingestellt, die diese eingesogenen Säfte gehörig zu sondieren und gewisserart wohl zu richten verstehen, und das zwar auf eine Art und Weise, wie solche nie auch ein allergelehrtester Chemiker erforschen und erkennen wird.
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Eben also ist das auch mit den inneren Säften der Erde der Fall. Mögen sie in noch so einfacher Substanz in dasselbe Erdherz aufgenommen werden, so werden sie aber von den daselbst angestellten Hauptchemikern dennoch so sorgfältig geschieden und in dem gerechtesten Maße in die entsprechenden Fortleitungskanäle eingeleitet und fortgeführt, daß da nicht ein Tropfen zu viel oder zu wenig von einer oder der andern Substanz zu seiner Bestimmung gelangt.
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Wie aber solches geschieht, kann auf dem naturmäßigen Wege niemals erörtert werden, wohl aber auf dem geistigen, auf den wir aber erst später hinauskommen werden; daher solle auch da niemand albernerweise fragen: Was sind diese Ursubstanzen in naturmäßiger Hinsicht für ein Material?", und solle auch niemand auf Kohlen- und Sauerstoff und auf was noch für allerlei Stoffwerk raten; denn wenn es sich um Substanzen handelt, da gibt es wenig Stoffartiges dabei. So ist auch die Seele der Tiere sowie des Menschen eine Substanz, und es gibt da wenig Kohlen- und Sauerstoff dabei.
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Da wir aber nun die Erde insoweit schon beschaut haben, daß wir nun wissen, wie deren innerer Bau im allgemeinen beschaffen ist, so wollen wir nun eben diesen Bau in der Folge mehr, insoweit es nötig ist, speziell betrachten, oder wir wollen die inneren Gemächer des Erdkörpers mit dem geistigen Auge gewisserart durchwandern und uns in jeder der vorerwähnten drei Erden überall ein wenig aufhalten, wo es etwas besonders Denkwürdiges zu beschauen gibt.

Fußnoten